1. Was der a16z-Report zeigt: KI-Budgets, Ausgabenmuster & Tools
Andreessen Horowitz (a16z) gehört zu den einflussreichsten Venture-Capital-Firmen im Silicon Valley. Seit Jahren investieren sie massiv in KI, SaaS und Infrastruktur – und sie sitzen dabei so nah an den Gründern, dass ihre Analysen selten nur Theorie sind. Wenn a16z Zahlen veröffentlicht, sind das nicht Hochglanzfolien, sondern ein Blick in echte Transaktionsdaten ihrer Portfoliounternehmen und Partner. Genau deshalb lohnt es sich, diesen neuen „AI Spending Report“ (Andreessen Horowitz (a16z): „The AI Application Spending Report: Where Startup Dollars Really Go“) ernst zu nehmen: er zeigt nicht, was Unternehmen sagen, sondern wohin sie ihr Budget tatsächlich verschieben.
Gerade im KI-Bereich ist dieser Ansatz entscheidend. Viele Marktübersichten beruhen auf Umfragen oder Marketing-botschaften von Anbietern. Der a16z-Report dagegen basiert auf realen Zahlungsströmen – also auf der Frage: wo fließt wirklich Geld? Damit ist er ein Frühindikator für Technologien und Anbieter, die über die Hype-Phase hinaus Bedeutung haben.
Die Kernaussagen lassen sich aus meiner Sicht wie folgt zusammenfassen.
1.1 Assistenztools statt autonome Agenten
Ein zentrales Ergebnis des Reports: Die überwältigende Mehrheit der Ausgaben fließt in Tools, die Menschen unterstützen – nicht in solche, die sie ersetzen. Startups kaufen keine „Roboter-Chefs“, sondern digitale Assistenten.
Der Fokus liegt also auf pragmatischer Entlastung: Routineaufgaben werden schneller erledigt, Informationen besser aufbereitet, Entscheidungen vorbereitet. Vollständig autonome Agenten, die selbstständig handeln und ganze Prozesse steuern, spielen dagegen noch eine untergeordnete Rolle.
Das ist auch nachvollziehbar – gerade in regulierten oder komplexen Bereichen ist menschliche Kontrolle unverzichtbar. KI wird deshalb aktuell vor allem als Produktivitäts-Boost verstanden, nicht als Ersatz für Fachwissen.
1.2 Plattform-Anbieter als Gatekeeper
Die Spitzenplätze im Ranking belegen OpenAI, Anthropic oder Google – also die großen Modellanbieter. Wer heute KI aus der Cloud einkauft, macht sich damit automatisch abhängig: von Preisstrukturen, von Datenrichtlinien, von technologischen Roadmaps, die anderswo entschieden werden. Für Startups mag diese Abhängigkeit eine kalkulierte Wette sein, weil Geschwindigkeit wichtiger ist als vollständige Kontrolle. Für etablierte Organisationen wie kommunale Betriebe oder mittelständische Unternehmen ist das jedoch ein Risiko: Sie geben Datenhoheit aus der Hand und laufen Gefahr, dass die Spielregeln plötzlich von außen verändert werden. Die zentrale strategische Frage lautet daher: Wie viel Abhängigkeit verträgt man – und wo braucht man Alternativen?
1.3 Vertikale Nischen boomen
Etwa 40 Prozent der beobachteten Ausgaben entfallen auf spezialisierte Anwendungen, die für klar umrissene Aufgaben entwickelt wurden – etwa im Vertrieb, im Recruiting oder im Kundenservice. Hier lässt sich der Nutzen sofort nachweisen: weniger Aufwand bei der Bewerberauswahl, bessere Reaktionszeiten im Kundencenter, höhere Conversion im Vertrieb. Solche vertikalen Lösungen sind attraktiv, weil sie „out of the box“ funktionieren und einen direkten ROI versprechen. Für regionale Unternehmen und kommunale Betriebe bedeutet das: genau in solchen Bereichen liegen erste, schnell realisierbare Chancen. Dort, wo Prozesse standardisierter sind und viele manuelle Tätigkeiten anfallen, kann KI unmittelbar Wirkung entfalten.
1.4 Fragmentierter Markt – kein Standard
Der Report zeigt zugleich: Es gibt noch keinen klaren Gewinner. Die Landschaft ist extrem vielfältig, kein einzelnes Tool dominiert. Für Startups mag das verwirrend wirken – für etablierte Unternehmen ist es eine Chance. Denn wer jetzt erste Schritte geht, Erfahrungen sammelt und eigene Kriterien entwickelt, verschafft sich einen Vorsprung. Er kann Standards definieren, bevor andere sie diktieren. Gerade für kleinere Organisationen ist das wichtig: Wer sich zu früh an eine einzelne Plattform bindet, läuft Gefahr, Flexibilität zu verlieren. Wer aber experimentiert, pilotiert und sein eigenes Verständnis aufbaut, bleibt beweglich – und ist vorbereitet, wenn sich in zwei, drei Jahren Marktführer herauskristallisieren.
1.5 Ranking der Tools
Die Übersicht der 50 meistgenutzten KI-Anwendungen macht die Dynamik besonders greifbar. Ganz oben stehen mit OpenAI und Anthropic die großen Modellanbieter – ein klares Signal, dass Startups direkt bei den Basismodellen einkaufen, statt nur über Drittlösungen zu gehen. Daneben fällt auf, wie stark Entwickler-Tools vertreten sind: Replit, Cursor oder Lovable schaffen es in die Top 20, weil sie produktionsnahes Arbeiten sofort beschleunigen. Und im mittleren Feld tauchen immer mehr spezialisierte Anwendungen für Vertrieb, Recruiting oder Kundenservice auf – Bereiche, in denen sich Nutzen und Effizienzsteigerungen unmittelbar messen lassen. Auffällig ist zugleich, dass kein einzelnes Tool den Markt dominiert: die Landschaft ist fragmentiert, und genau darin liegt die Chance für Organisationen, jetzt Erfahrungen zu sammeln und eigene Standards zu entwickeln, bevor sich ein „One-Size-Fits-All“-Anbieter durchsetzt.

2. Relevanz für regional orientierte Unternehmen
Auf den ersten Blick wirken die Ergebnisse wie ein typischer Silicon-Valley-Report: Startups mit Millionenbudgets kaufen Tools, die in kommunalen Betrieben oder mittelständischen Unternehmen weit entfernt scheinen. Doch der zweite Blick lohnt sich. Denn die Muster, die hier sichtbar werden, betreffen auch Organisationen, die tiefer in ihrer Region verwurzelt sind: Stadtwerke, kommunale Betriebe, Verbände oder mittelständische Dienstleister.
Diese Organisationen stehen heute vor ähnlichen Herausforderungen – nur unter anderen Rahmenbedingungen:
- Knappe Ressourcen bei steigenden Kundenerwartungen: Der Anspruch von Bürgern, Kunden oder Mitgliedern wächst. Gleichzeitig fehlen Fachkräfte, und die Arbeitslast verteilt sich auf immer weniger Schultern.
- Regulierung und Datenschutz: Prozesse sind nicht nur operativ komplex, sondern auch rechtlich eng geführt. Fehler sind nicht nur ineffizient, sondern riskant.
- Effizienz- und Kostendruck: Budgets sind begrenzt, Spielräume klein. Jeder Prozess muss sitzen, ohne dass man „auf Vorrat“ experimentieren kann.
Genau hier greifen die Erkenntnisse aus dem Report: KI als Assistent, nicht als Ersatz; Nischenlösungen statt Alleskönner; ein fragmentierter Markt, in dem man selbst Standards prägen kann.
Handlungsempfehlung für Entscheider
Die Frage ist also nicht: Brauchen wir KI? Sondern: Wie können wir KI heute so einsetzen, dass sie unsere Realität unterstützt, ohne uns in Abhängigkeiten zu treiben?
Daraus ergeben sich drei zentrale Empfehlungen:
1. Praktische Expertise mit Workflows aufbauen
Theorie gibt es genug. Was fehlt, ist praktische Erfahrung. Entscheider sollten Pilotprojekte starten, die konkrete Aufgaben adressieren – ob im Recruiting, im Kundenservice oder im Reporting. Kleine, abgegrenzte Workflows sind ideal, um Kompetenz aufzubauen und gleichzeitig Nutzen zu stiften.
2. Open-Source-Tools ernst nehmen
Die großen Plattformen bieten beeindruckende Möglichkeiten, sind aber mit Risiken verbunden: Kosten, Datenhoheit, Abhängigkeit. Gut kuratierte Open-Source-Tools eröffnen eine Alternative. Sie erlauben, eigene Workflows aufzubauen, flexibel zu bleiben und Datenhoheit zu wahren. Gerade für Organisationen mit regulatorischen Anforderungen ist das ein entscheidender Vorteil.
3. Echte Pilotprojekte statt Gießkannen-Schulungen
Allgemeine KI-Schulungen sind oft gut gemeint, verpuffen aber wirkungslos. Was zählt, sind Pilotprojekte mit klar messbarem Nutzen. Sie schaffen Akzeptanz im Team, liefern Erfahrungswerte und bauen Kompetenz dort auf, wo sie tatsächlich gebraucht wird. Statt Self-Empowerment in der Breite braucht es gezieltes Ausprobieren in der Tiefe.
4. Fazit: Eigene Spielregeln setzen
Der a16z-Report zeigt, wohin die Reise geht: Startups investieren dort, wo Effizienz und Produktivität sofort messbar sind.
Für regional orientierte Unternehmen bedeutet das: Wer jetzt startet, verschafft sich Vorsprung.
Denn die Wahlmöglichkeiten sind da:
- Man kann warten, bis Standards von außen gesetzt werden – und sich später anpassen.
- Oder man nutzt die Chance, eigene Erfahrungen zu sammeln, Pilotprojekte umzusetzen und die eigenen Spielregeln zu definieren, bevor andere sie diktieren.
Gerade kleinere Organisationen haben hier einen Vorteil: Sie können flexibler agieren, schneller experimentieren und damit Wissen aufbauen, das morgen über Wettbewerbsfähigkeit entscheidet.
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